So., 01.10.2017
Der Wecker klingelt um halb fünf😔. Es war eine unruhige Nacht und draußen bläst es immer noch mit 7 Bft. aus SO. Wo ist der vorausgesagte Regen/Starkregen? Hat sich unser Zeitfenster etwa verschoben? Wir stellen den Wasserkocher an und den Wecker um eine Stunde weiter. Es hat keinen Sinn, jetzt in der Dunkelheit bei sieben Windstärken gegen an aus dem Hafen zu laufen. Plötzlich fallen die ersten Regentropfen vom Himmel, ok. Spätestens um sieben Uhr soll der Wind drehen. Um sechs Uhr sitzen wir mit einem Käffchen im Cockpit. Der Wind hat immer noch nicht nachgelassen. Man mag gar nicht glauben, dass der Spuk in einer Stunde vorbei sein soll. Während es gegen sieben Uhr langsam am Horizont heller wird, verlassen wir uns auf den Wetterbericht und bereiten uns zum Ablegen vor. Da es noch leicht nieselt, schlüpfen wir in unsere Trockenanzüge. Der Wind lässt wirklich nach und dreht langsam auf West. Der Schwede wünscht uns eine gute Fahrt. Für ihn soll es heute in dem einzigen Zeitfenster für die nächsten Tage nach Gilleleje gehen. Zeit die Leinen zu lösen, alles zu vertäuen, das Groß im Hafen zu setzen und raus! Das Zeitfenster von knapp 12 Stunden läuft bereits. Über Nacht soll das nächste Sturmtief über uns hinwegziehen. Wir setzen die Genua und ab geht die Fahrt mit gut 6,5 Knoten. Die Welle kommt erst von vorn, dann von der Seite und wir schnorcheln mit unserem Lieblingskurs, Raumschot, gen Süden. Mal schauen, wie weit uns der Wind trägt, bevor wir zur Yanmarfock greifen müssen.
Kurz nach 10 Uhr kommt dann die Sonne auf den Schirm😊. Der Regen und Starkregen ist an uns vorüber gegangen. Um halb elf kündigt Lyngby Radio schon die nächste gale warning für sämtliche Dänemark betreffende Gebiete an😏. Nach 26sm lässt der Wind deutlich nach und wir unterstützen mit der Yanmarfock, um keine Zeit zu verlieren. Die Genua wird kurze Zeit später eingerollt, und als der Wind zum Nachmittag auf S dreht, fällt auch das Groß. 5 sm vor Svendborg können wir nochmal Segel setzen und uns von dem Geräusch der Yanmarfock erholen. Pünktlich wie verabredet laufen wir um 18:15 Uhr bei Sonnenschein in den Hafen von Svendborg ein, wo Claudia und Chris bereits am Steg winken😂. Es ist ein freudiges Wiedersehen nach fünfeinhalb Monaten. Die Anleger schmecken in der Abendsonne und es gibt viel zu erzählen. Während die Männer sich um das Segel und die Kuchenbude kümmern, bereiten wir unter Deck das Essen vor. Es wird ein langer feuchtfröhlicher Abend, einer der wenigen, an denen wir nach Mitternacht in die Kojen fallen.
Mo., 02.10.2017
Gegen halb zehn schälen sich die ersten aus der Koje. Kaffeeduft verbreitet sich unter Deck, während die männliche Besatzung sich im Cockpit tummelt. Draußen ist es wirklich ungemütlich. Der Wind pfeift über den Hafen und Regen prasselt aufs Deck. Gegen elf gibt es dann endlich ein spätes Frühstück. Ab 13 Uhr ist der Wetterspuk vorbei, die Sonne scheint und wir machen uns startklar zum Bummel durch Svendborg😊. Am Marktplatz beim Torvet finden wir ein gemütliches Plätzchen in der Sonne für eine Zwischenmahlzeit und Gerstenkaltschale. Danach stürmen Claudi und ich eine kleine Boutique, die uns schon beim Bummel aufgefallen ist, und schlagen zu😀. Bevor wir uns am Spätnachmittag voneinander verabschieden, kehren wir noch bei Bendixen Fisk ein, um das Abendbrot zu sichern. Während Chris und Claudia zurück nach Wendtorf fahren, gibt es an Bord Kaffee und Kuchen, bevor wir uns erschöpft auf der Couch niederlassen. Draußen ist es mittlerweile wieder dunkel und ungemütlich geworden. Der Wasserstand ist um mehr als einen halben Meter zurückgegangen, aber gut drei Meter bleiben uns noch unterm Kiel👍. Nach dem Abendbrot haben wir mal wieder nach urlanger Zeit Lust auf ne Runde Fernsehen.
Di., 03.10.2017
Die Sonne scheint und zieht uns aus der Koje😊. Gefrühstückt wird im Cockpit. Wir nutzen das freundliche Wetter für einen weiteren Stadtbummel. Nach einem leckeren Eis und dem Besuch einer Glasbläserei, kann Martin nicht widerstehen, auch in Dänemark einen Frisör auszuprobieren. Mit Brötchen in der Hand kehren wir zum Nachmittag zur Maxima zurück. Im Hafen sind in der Zwischenzeit etliche deutsche Yachten eingelaufen. Gegen Abend zieht es uns nochmal in die Fußgängerzone ins Jensens Steakhouse😋.
Mi., 04.10.2017
Heute ist ein Wetter, um unter Deck zu bleiben😔. Es ist dunkel, windig und ein Regenschauer jagt das andere. Es wird Zeit, dass wir uns um einen Krantermin für die Maxima kümmern, und somit melden wir uns bei unserem Yachtservice, um den 16.10. vormerken zu lassen.
Nach dem Frühstück kümmern wir uns um die Internetseite und stellen die beiden vorletzten Berichte ins Netz. Zu mehr als einem 50 Meter Fußmarsch bis zum Bendixen Fisk sind wir heute nicht zu bewegen. Mit den erstandenen Lachssteaks werden wir uns den Abend versüßen😊.
Do., 05.10.2017
Das ungemütliche Wetter mit Dauerregen hält an. Es ist empfindlich kalt geworden! Gegen Mittag können wir uns dann endlich zum Frühstück aufraffen. Gegen halb drei hört es auf zu regnen, und wir machen uns nochmal zu einem kleinen Stadtbummel auf. Das Rindertatar im Torvet war so lecker, dass wir uns nochmal eine Portion gönnen😊👍. Mittlerweile steht die Sonne wieder am Horizont. Als wir zur Maxima zurückkommen, können wir die trockene Kuchenbude verstauen und gegen die kleine Kuchenbude tauschen. Nachdem wir unter Deck für den morgigen Törn klar Schiff gemacht haben, kehren wir ins Bella Italia zum Essen ein👍.
Fr., 06.10.2017
Kaum zu glauben, nach den letzen beiden Tagen werden wir von der Sonne geweckt. Gefrühstückt wird bei herrlichem Sonnenschein im Cockpit. Zum Mittag brechen wir zu unserem vorletzten Schlag nach Marstal auf. Bei NW 4-5 Bft. geht es mit der Genua die ersten Seemeilen mit 2kn Gegenstrom unserem Ziel entgegen. Nach einer knappen Stunde kentert der Strom und zieht uns mit knapp 3,5kn👍 durchs Wasser. Bei der Ankunft in Marstal sind die Gästestege verwaist und wir werden die Nacht mit weiteren zwei Yachten am Steg Nr.8 verbringen. Bei herrlichem Sonnenschein lassen wir uns unseren Anleger schmecken. Um die obligatorische Hunderunde kommen wir nicht drumrum. Auf der Suche nach dem besagten Kaffeebecher im imerco haben wir leider keinen Erfolg. Mit ein paar Kleinigkeiten vom Super Brugsen und dem Blick auf die Speisekarte vom Irisch Pub, geht es zurück an Bord. Die ersten Kastanien liegen unter den Bäumen, es ist wirklich Herbst geworden. Bis zum Sonnenuntergang sitzen wir noch im Cockpit und schauen zu, wie der Mond an Steuerbord langsam aufgeht. Was für ein traumhafter Herbsttag👍.
Sa., 07.10.2017
Heute ist es absolut unwirtlich draussen, ein Tag zum Abgewöhnen. Es stürmt und regnet den ganzen Tag, Schaumkronen ziehen durchs Hafenbecken. Wir verharren lange in der Koje, belohnen uns mit einem englischen Frühstück und lassen den Heizlüfter und Fernseher glühen🙃. Unter Deck ist es kuschelig, während der Wind durchs Rigg pfeift und die Vibrationen durchs ganze Schiff ziehen. Gegen Abend bringen wir die Energie auf und verlassen unsere Höhle, um an das ersehnte Lammcurry zu kommen, welches wir gestern auf der Speisekarte erspäht haben.
So., 08.10.2017
Es ist der letzte Schlag unserer Auszeit rund Ostsee!
Beim Erwachen steht die Sonne am Horizont und es verspricht ein perfekter Segel-Tag zu werden. Im Cockpit sitzend genießen wir die Sonnenstrahlen beim Frühstück😊.
Gegen Mittag verlassen wir Marstal. Im ersten Reff geht die Rauschefahrt bei NW5-6 Bft. Richtung Laboe. Es ist mehr ein Wellenreiten als Segeln, und wir surfen mit durchschnittlich 7kn durchs Wasser. Die Spitzengeschwindigkeit für heute beträgt 9,2kn👍. Nach ca. 4,5 Stunden und 31sm erreichen wir zum Nachmittag unseren Heimathafen Laboe. In der Kieler Förde sind viele Segler unterwegs. Die Menge an Booten auf einem Haufen haben wir zuletzt vor Stockholm erlebt😊. Nachdem wir die Maxima gut vertäut und uns im Hafenbüro zurückgemeldet haben, genießen wir unseren Anleger. Zum Sonnenuntergang gehts zum Spanier, auf dessen Tapas wir die ganze Saison verzichten mussten. Wir lassen den Tag mit den Gedanken an die vergangenen Monate bei einem guten Schluck Wein ausklingen. Es war einfach eine geile Zeit!!!
Schlusswort:
Nach insgesamt 80 verschiedenen Häfen und Ankerplätzen, sowie drei Nachtfahrten, innerhalb von 171 Tagen, sind wir wieder wohlbehalten in unserem Heimathafen Laboe angekommen😊. Schäden oder Ausfälle in dieser Zeit blieben uns erspart👍. Die schönsten Eindrücke, abgesehen von den Städten Tallinn und St. Petersburg, haben wir von den Ålands, den Höga Kusten und dem Schärengarten vor Stockholm, bekommen. Die Passage durch den Göta Kanal im Konvoi war sehr schön und lohnenswert. Wir sind uns jedoch einig, dass die Passage in der Hauptsaison nicht so entspannt gewesen wäre. Nachdem wir in Schweden den Trollhätte Kanal erreicht hatten, schlug das Wetter extrem um. Es gab keine konstante Woche mehr, sondern meistens nur ein kleines Fenster pro Woche, an dem wir ohne Regen und Sturm unsere Fahrt fortsetzen konnten.
Wir waren 499 Stunden auf Fahrt, davon 263 Stunden unter Motor, und haben insgesamt ca. 2550sm zurückgelegt. Ca. 60 Motorstunden davon haben wir allein für die Kanalfahrt und das An- und Ablegen benötigt. Somit kommen wir auf ca. 1359sm, die wir in 236 Stunden unter Segeln zurückgelegt haben.