Helsinki

Fr., 26.05.2017
Aufbruch nach Finnland. Nach drei Hafentagen zieht es uns mal wieder aufs Wasser. Die Wetterprognose für die Überfahrt über den Finnischen Meerbusen ist gut.
Da wir nicht die erforderlichen Hafenhandbücher im Gepäck haben, um die Schären Finnlands im Finnischen Meerbusen zu erkunden, beschließen wir direkt nach Helsinki zu segeln. Dort werden wir hoffentlich fündig.
Nach 46sm machen wir in Blekholmen, dem ältesten Yachtclub von 1861, auf Valkosaari fest. Wir werden überfreundlich empfangen und die Gastflagge hängt schon am Fahnenmast bevor alle Festmacher richtig vertäut sind. Das Eiland ist eine Idylle und das volle Kontrastprogramm zu den letzten Tagen. Als Kulisse finden wir an Bug die „Skyline“ von Helsinki mit dem Dom vor, während sich im Heck eine Schärenlandschaft auftut. Um uns herum ist reger Schiffsverkehr und die Schornsteine großer Fähren tauchen immer wieder über den Felsen auf. In der Abendsonne schmeißen wir den Grill an, genießen einen Saunagang und fallen um Mitternacht in die Koje. Es ist immer noch nicht dunkel.

Sa., 27.05.2017
Wir lassen uns mit dem Boot-Shuttle ans Festland bringen und beginnen unser Odyssee der Hafenhandbücher. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln versuchen wir in den gewünschten Stadtteil Lauttasaari zu gelangen. Nachdem wir alle in der Veneentekijänti befindlichen Läden abgeklappert haben, sind wir stolze Besitzer der Stora Hamnboken in Finnisch/Schwedisch und einiger anderer spare parts, bevor die Läden um 15Uhr schließen.
Über Nacht hat es sich wieder ordentlich abgekühlt und die Tagestemperatur ist einstellig😕. Aber zum Glück erwartet uns auf Blekholmen ja die Sauna.

So., 28.05.2017
Die Sonne scheint, die Temperatur ist angenehm, somit machen wir uns zu einem kleinen Rundgang in die Stadt auf. Unser Weg führt zum Dom zu Helsinki und der Uspenski Kathedrale. Vom Senatsplatz, dem neoklassischen Herz Helsinkis, klingt die Stimme einer Opernsängerin die Stufen empor. Weiter geht es zum Norrahamnen. Am skywheel von Helsinki machen wir neben der Badeanstalt eine Kaffeepause, bevor wir an Blekholmen vorbei in den Süden der Stadt schlendern. Vorbei am berühmten Café Ursula hat man einen wunderbaren Ausblick auf die Schärenlandschaft mit den Inseln Sirpalesaari, Liuskasaari, Liuskaluoto, Pohjoinen Uunisaari und Harakka. Es ist Sonntag und unerwartet warm, so dass sich allerhand Menschen hier am Wasser tummeln.

Die drei Eisbuden entlang der Uferpromenade sind hoffnungslos überfordert mit den Menschenschlangen davor. Uns stellt sich die Frage wie das Schauspiel zur Hauptsaison abläuft.
Die Menschenmassen im angrenzenden Park machen uns neugierig. Unglaublich, hier werden Gassen gebildet in denen Hunde zur Schau gestellt werden. Der ganze Park wimmelt nur so von Mensch und Tier. In abgezäunten Bereichen können die Besitzer ihre Tiere frei laufen lassen. Ein riesiger Mülleimer nebst Schaufeln befindet sich gleich am Eingang.
Nach einem leckeren Kaltgetränk machen wir uns wieder zu unserem kleinen Eiland auf.

Mo., 29.05.2017
Gegen Mittag schaffen wir es an Land. Eigentlich wollten wir nur kurz etwas einkaufen, dann frühstücken und anschließend bummeln gehen.
Als wir jedoch die alte Markthalle durchkämmt haben fällt einstimmig die Wahl des „Frühstücks“ auf die Bouillabaisse in der Suppenküchen🙂. Gestärkt machen wir uns auf die Suche nach einem Supermarkt. Nachdem wir gefühlt die ganze Stadt durchkämmt haben sind unsere Taschen Stunden später gefüllt. Wohin man auch blickt ein Asiate steht immer neben einem. Asien müsste eigentlich halb leer sein.
Zu einer weitern Erkundungstour können wir uns nicht mehr aufraffen und verbringen somit den Rest des Tages mit Lesen und Sonnenbaden an Bord. Nebenbei wird die elektrische Winch einer Inspektion unterzogen und neu gefettet. Wie gewohnt lassen wir den Tag mit der Flaggenparade und dem obligatorischen Saunagang vor dem Abendbrot ausklingen. Es gibt frischen Lachs!

Di., 30.05.2017
Der Blick auf die Wetterkarte ist ernüchtern. Der Sommer scheint nach den letzten zwei Tagen mal wieder in die Ferne gerückt zu sein😏. Die ausschließlich um uns herum befindlichen Tiefdruckgebiete mit sehr niedrigen Temperaturen ermutigen uns nicht zum Aufbruch in den Osten.
Also steht für heute der Besuch der Temppeliaukio-Kirche, einer modernen Felsenkirche auf dem Plan. Die Kirche wurde von den Architekten (und Gebrüdern) Timo und Tuomo Suomalainen geplant und 1969 fertiggestellt. Sie wurde in einen Granitfels hineingebaut, durch das Kupferdach mit 180 Fenstern kommt jedoch Tageslicht herein. Die fünf bis acht Meter hohen Kirchenwände bestehen aus unbehauenem Fels. Die Kirche hat bis zur Kuppelspitze eine Höhe von 13 m. In seiner Schlichtheit ein sehr beeindruckendes Bauwerk. Vorbei am Parlament kehren wir auf dem Rückweg mal wieder hungrig in der alten Markthalle ein. Die Bouillabaisse hat es uns einfach angetan🙂👍. Die Bedienung erkennt uns wieder und verabschiedet uns lächelnd mit der Frage, ob wir wieder kommen. Die Küche an Bord soll heute Abend kalt bleiben und wir holen uns eingelegte Heringe und gemischte Meeresfrüchte für ein Risotto am nächsten Tag.
Gegen Abend setzt Regen ein und wir vertreiben uns die Zeit mit Lesen und Saunagängen.

Mi.: 31.05.2017
Langes Ausschlafen und ein ausgedehntes Frühstück sind angesagt. Eine Inspektion der Ruderanlage steht an, Resultat alles i.O. Auch die Internetseite füllen wir mit unseren Eindrücken aus Estland und Tallinn. Gegen Mittag ist die Luft wieder trocken und wir brechen am Nachmittag bei Sonnenschein zum Café Ursula auf, um den Blick in die vorgelagerte Schärenlandschaft zu genießen.


Do.: 01.06.2017
Es ist unglaublich, wir schreiben den 1.Juni’17 und draußen herrschen niedrigere Temperaturen als hier zu Weihnachten erzählt uns Sammy, der Boss vom Hafenservice. Während in Deutschland die Temperaturen zwischen 18 Grad an den Küsten und 29 Grad im Landesinneren liegen, herrschen hier lausige 8 Grad und ein Hagelschauer jagt das nächste. Ein wenig Neid kommt da schon auf, aber das ist auch der einzige Wermutstropfen. Auch der Begriff „weiße Nächte“ ab dem 60. Breitengrad hat für uns noch eine weitere Bedeutung bekommen, nämlich, dass man morgens auch mit Raureif oder Hagelkörnern an Deck aufwachen kann😉. Böen mit mehr als 30Kn fegen über den relativ geschützten Hafen, eine finnische Yacht hat sich bereits zum Mittag von der Ankerboje los gerüttelt. Wir sind wenig amused das Boot zu verlassen. Brutus 2, unser elektrischer Heizlüfter, bekommt an dieser Stelle ein ganz dickes Lob. Bis auf ein paar Stunden täglich an denen wir sightseeing machen läuft er nonstop👍.
Nachdem wieder etliche Buchseiten dran glauben mussten und ein Teil der Wolle aus Gotland verarbeitet wurde, trauen wir uns gegen Abend zum Landgang in die Eiseskälte. Immerhin lässt sich die Sonne ab und zu zwischen den Wolken sehen. Unser Blick fällt auf die beiden königlichen Yachten von Norwegen und Dänemark die am Kai hintereinander liegen. Fast hätten wir an Bord den 100. Geburtstag Finnlands verpasst, der heute mit hohem Besuch aus Schweden, Norwegen, Dänemark und Island gefeiert wird. Finnland wurde 1917 ein unabhängiger Staat. Der eigentliche Jubiläumstag ist aber erst am 6. Dezember.
Mit Brot im Gepäck und Bier/Cider im Bauch gehts zurück an Bord bzw. mehr oder weniger gleich in die Sauna. Anschließend wagen wir den ersten Blick im Internet auf mögliche Verbindungen nach St. Petersburg mit Bahn bzw. Fähre.

Fr.: 02.06.2017
Heute hat Claudia Ihren 40.Geburtstag. Von hier aus ❤️-lichen Glückwunsch 🍄☘️🎂.

Beim Aufwachen ist es stark bewölkt, „armkalt“ und stürmisch, grrrrr.
Seit ein/zwei Tagen sind wir unschlüssig auf welchem Weg wir nun St. Petersburg ansteuern sollen. Der Wetterbericht ist sehr gemischt und ändert sich ständig. Die Tiefdruckgebiete beherrschen immer noch den Finnischen Meerbusen. Abgesehen von ungünstigen Windrichtungen und -stärken ist für uns die Entscheidung auf Grund der Temperaturen gefallen.
Anstatt von Helsinki nach St. Petersburg bei durchschnittlich 7-10 Grad gegen an zu laufen oder zu Motoren entschließen wir uns für die Zugfahrt. In 3 1/2 Stunden sollen wir am Bahnhof mitten in der City ankommen. Wir werden uns somit in St. Petersburg aufwärmen und nach Helsinki zurückkehren, wenn hier Mitte nächster Woche die Temperaturen zum Ankern in den Schären einladen. Der Yachtclub will uns mit einem Spezialpreis für die vier Tage Abwesenheit entgegenkommen😊. Bisher haben wir noch nicht herausgefunden ab wie vielen Tagen Aufenthalt wir als club member aufgenommen werden😂.
Am Nachmittag haben wir das Hotel gebucht (The Bridge Hotel) und machen uns mit unseren Ausweisen/Visa auf den Weg zum Bahnhof, um die Tickets zu lösen. Jetzt fehlen nur noch ein paar Rubel im Gepäck. Die Plastikkarte lässt sich nicht zur Geldausgabe bewegen, das Kartenlimit haben wir nicht mit einkalkuliert. Es ist bereits 18 Uhr und noch dazu Freitag. Nach 1 1/2 Stunden haben wir das Problem per Internet und Telefon gelöst. Entspannt machen wir uns mit dem Taschengeld für St. Petersburg auf den Heimweg. Der Versuch im Hardrock Café um diese Uhrzeit noch ein Plätzchen zu ergattern scheitert und so beschießen wir uns ein Bierchen im Park bei Livemusik zu gönnen. Dort zapft das Personal die Getränke bereits in Handschuhen, während wir uns die Decken um die Hüfte schwingen. Auf dem Marktplatz am Kai haben sich etliche Oldtimer eingefunden denen wir noch unsere Aufmerksamkeit schenken. Nach dem obligatorischen Saunagang lassen wir den so belanglos begonnenen Tag mit einem Abendessen kurz vor Mitternacht ausklingen. Schön, wenn man zeitlich so ungebunden ist😊. Zum krönenden Abschluss haben wir die Dieselheizung parallel zu Brutus 2 bemüht uns Wärme zu spenden.

Sa.: 03.06.2017
Die Sonne scheint, der kalte Nordwest ist jedoch immer noch vorherrschend, aber für ein Sonnenbad im Windschatten reicht es.
Anstatt in Kotka-Hapassari das halbe Boot auszuräumen und ggf. die Sachen, von denen keiner genau sagen kann was nicht eingeführt werden darf, an Land zu deponieren, packen wir nun unsere paar Habseligkeiten in die Reisetasche und freuen uns auf die Bahnreise😉😊😀.
Die Maxima bekommt einen neuen Liegeplatz während unserer Abwesenheit. Wir machen klar Schiff und füllen die Wassertanks, somit sind wir startklar, um nächste Woche in die Schären aufzubrechen.
Es wird Zeit, dass wir demnächst zum Ankern kommen, damit sich unsere Haut durch tägliches Duschen und Saunieren regenerieren kann.


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