Gulf of Finland

Fr., 09.06.2017
Es ist soweit, nach exakt zwei Wochen in dem kleinen Hafen Blekholmen auf der Insel Valkosaari werden wir heute die Leinen lösen. Der Morgen gestaltet sich leicht bewölk, die Sonne lässt sich immer wieder blicken. Gegen Mittag zieht nochmal für kurze Zeit leichter Nebel vom Finnischen Meerbusen auf. Wir machen die Maxima klar zum Ablegen und prüfen unsere Ankerwinch. Bis auf das schaltende Relais tut sich nichts😏. Die Suche beginnt mit dem Entrümpeln der vorderen Koje. Die Vermutung, dass nur die Sicherung draußen ist, bestätigt sich. Mit etwas Adrenalin im Blut geht es raus in die Schärenwelt gen Ostern nach Pirttisaari, einer wunderschönen Ankerbucht mit Steg. Mit achterlichem Wind, dem leisen Plätschern der Wellen am Rumpf und Sonnenschein könnte es fast nicht schöner sein. Der Kühlschrank ist bis oben hin voll nebst einem 5 Liter Rose Weinschlauch. Unglaublich, es sind sogar Segler unterwegs, weiße Segel tauchen immer wieder zwischen den Felsen auf und selbst in der kleinen Bucht liegen schon 6 Boote mit Heckboje am Steg. Hat die Saison nun begonnen? Wir gesellen uns in die Idylle. Kaum an Land werden wir von einem älteren Finnen angesprochen und erhalten gratis eine kleine Inselführung auf deutsch.
Diese Insel war im zweiten Weltkrieg ein Militärstützpunkt. Mehrere Schneider Kanonen befinden sich noch hier, wobei man eine besichtigen kann. Die unterirdischen Gänge und Munitionslager hat man jedoch vor ein paar Jahren verschlossen. Hungrig vom Spaziergang schmeißen wir den Grill an👌. Selbst in der Nacht kommen noch Segler an. Es ist Wochenende und das Wetter verspricht gut zu werden. Für die meisten Finnen wohl das erste Segelwochenende der Saison.


Sa., 10.06.2017
Wenige Boote legen morgens ab und ab Mittag füllt es sich wieder, sodass wir abends bereits mit 17 Booten an dem kleinen Steg liegen. Neben uns liegt seit gestern eine Targa 31 mit 7 Mann Besatzung. Wie sich später herausstellt sind es ehemalige Segelkameraden, die sich nun einmal jährlich zu einem gemeinsamen Wochenende treffen. Wir hatten uns schon Gedanken gemacht wie es denn angehen kann, dass sich Männer ununterbrochen 24 Stunden unterhalten können😊, aber nun wird ein Schuh daraus.
Neben Gammeln, Essen, Dösen und Lesen kümmern wir uns auch etwas um die Maxima. Das Segel wird ordentlich zusammengelegt und mit der Persenning abgedeckt. Das Teakdeck erhält einen Boracolanstrich. Es ist sonnig und relativ windstill, so dass wir es wagen die kurzen Hosen aus dem Schrank zu holen🙂.

So., 11.06.2017
Zum Nachmittag haben alle Boote abgelegt und es herrscht gespenstische Ruhe. Wir wagen uns von Bord und machen einen kleinen Spaziergang zum Dorf. Es ist absolut idyllisch, Gänsefamilien tummeln sich auf den Wiesen, aber was machen die paar Bewohner hier neun Monate, wenn kein Frühling herrscht? Martins Versuch sich gegen Abend mit der Angel nützlich zu machen scheitert, also gibt es nur Rührei mi Speck. Zwei Segelboote legen noch an, es zieht sich zu und fängt an zu nieseln, also Zeit für die Kuchenbude und sich in die Pantry zu kuscheln.


Mo., 12.06.2017
Ein Tag unter Deck! Es regnet bis zum Nachmittag durch. Kaum ist das Boot wieder einigermaßen trocken, setzt wiederum Regen ein. Wir vertrödeln den Tag unterbrochen von zwei ausgiebigen Mahlzeiten mit Lesen und Stricken. Für warmes Wasser und eine kleine Energiespritze der Batterien schmeißen wir den Jockel an. Noch einmal kräftig durchheizen und ab in die Koje.

Di., 13.06.2017
Es ist trocken, der Wind kommt aus West und ein weiters Tief wird gegen Nachmittag über uns hinwegziehen. Wir stechen in See und motoren zurück nach Helsinki. Bevor der Regen einsetzt liegen wir bereits im Gasthafen von Lauttasaari. Kein Vergleich zu Blekholmen. Obwohl der Hafen zum HSK-Club gehört, kommt uns alles sehr unkoordiniert vor. Für eine Nacht wird es gehen. Wir kümmern uns um den einen vorderen Wassertank, welcher beim Reinigen im Frühjahr zu kurz gekommen ist, gehen einkaufen und zum Abschluss Essen im Blauen Peter (mittelmäßig und teuer).

Mi., 14.06.2017
In den frühen Morgenstunden scheint die Sonne aus allen Knopflöchern. Hurra, es riecht nach einem perfekten Segeltag. Obwohl nördliche Winde wehen ist es recht warm und wir schälen uns aus der Koje. Nach dem Frühstück legen wir ab mit dem Ziel südwestlicher Schärengarten. Gut 4 Stunden bleibt uns der Segel-Spaß erhalten, dann geht es unter Motor weiter, der Wind kommt mal wieder direkt auf die Nase. Gegen Abend finden wir einen gemütlichen Steg zum Anlegen in Orslandet im Barösund. Drei Segler ( FIN, EST und UK) liegen bereits in der Sonne und genießen die Idylle. Der kleine ehemalige Eisbrecher Isbjörn legt sich längsseits an den Steg. Die Fähre fährt bis weit in die Nacht hinein.


Do., 15.06.2017
Herrlich, ein Frühstück in T-Shirt und kurzer Hose😊. Es ist fast nicht zu glauben, aber es ist warm. Die Windrichtung ist ungeeignet, um in dem schmalen Sund vernünftig zu kreuzen. Also lassen wir den Motor arbeiten und genießen die traumhafte Aussicht in die Natur. Zum Nachmittag hin suchen wie eine geeignete Stelle zum Ankern. Nach etlichem hin und her entschließen wir uns einfach am Steg des Klubbhamn von Stuvuholmen festzumachen und fühlen uns als deren Gäste.


Fr., 16.06.2017
Wir lösen die Leinen vom Steg mit dem Ziel Hanko. Wieder sind wir in kurzer Hose unterwegs. Nicht nur das erste Stück Wegstrecke werden wir motoren, denn als wir freie Pläne haben ist der Wind weg😮. Man muss sich eben entscheiden, entweder warm oder segelbar. Der Trend geht zum Motorboot😉. Kurz vor Hanko beschließen wir uns Gäddtarmen, den Sund zwischen den Inseln Tullisaari und Kobben, anzuschauen. Der kleine Steg ist frei und wir legen an. Unmittelbar neben uns beträgt die Wassertiefe nur noch 1,4m. Dieser Ort gilt als das Gästebuch der Schären. Die ältesten Inschriften stammen aus dem 15. Jahrhundert. In dem Sund haben Segler, Soldaten, Kaufleute und Beamte Schutz vor Stürmen gesucht und beim Warten auf besseres Wetter Namen, Wappen oder Namenszeichen in die Felsen geritzt. Auch die Inschrift „Hippo“ aus dem Jahre 2004 (Buch: Auszeit unter Segeln) finden wir. Eine Seemeile vorm Hafen kommt ein Schlauchboot auf uns zu, es scheint die Küstenwache zu sein. Man fragt uns nach der Nationalität, obwohl die Flagge direkt neben uns weht, woher wir kommen und wohin wir wollen. Schnell noch mal ins Röhrchen pusten und die Schwimmwesten, welche ordentlich im Schrank hängen, vorzeigen und schon ist der Spuk mit den Worten „have a nice stay in Hanko“ vorbei. Bevor wir uns an die Heckboje legen bunkern wir Diesel und Benzin für den Aussenborder. In der Hafenbar genehmigen wir uns in der Sonne ein Bier, machen einen kleinen Bummel durch die „Stadt“, schleckern ein Eis und kehren zum Essen bei Makana (Asian Cuisine) ein (mega lecker).

 


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