So., 09.07.2017
Die Sonne erhebt sich am Horizont. Die Nacht war ruhig, kein Wind, 85sm liegen bereits hinter uns und das Ziel in sicherer Entfernung. Zum Mittag erreichen wir den kleinen Ort Mellanfjärden und legen direkt vorm Restaurant Sjörsmarket an. Nach einer kleinen Hunderunde verschwinden wir unter der Dusche, kümmern uns um die schmutzige Wäsche und belohnen uns mit lamm racks im Restaurant mit Blick auf die Maxima👍.
Mo., 10.07.2017
Gegen 11Uhr verlassen wir Mellanfjärden. Südwind mit 4-6 Bft. ist angesagt und unser Ziel Lustholmen ca. 50sm nördlich.
Bei gut einem Meter Welle schaukeln wir im 1.Reff bei Sonnenschein den Höga Kusten entgegen. Ein paar Seemeilen vor Lustholmen reicht die Windstärke nicht mehr aus, die Segel bei dem Wellengang stehen zu lassen. Vom Schlagen der Segel genervt packen wir das Tuch ein und begnügen uns mit der Yanmarfock. Beim Einlaufen in die Bucht sind wir überrascht dort etliche, ausschließlich schwedische, Boote liegen zu sehen, denn auf dem Wasser war tagsüber nur ein einziges Boot auszumachen. Die Bucht ist ein Traum und die Versuchung hier auf dem Rückweg nochmals anzulegen sehr groß😊👌. Das Hafengeld schmeißen wir, wie schon tags zuvor, im Briefumschlag in einen dafür vorgesehenen Kasten. Die Schweden nutzen dafür mittlerweile die Geld-App swish.
Di., 11.07.2017
Zu unserer gewohnten Zeit verlassen wir nach dem Frühstück Lustholmen. Die meisten Boote sind bereits ausgelaufen und vom Himmel hängen dicke Regenwolken. Nach kurzer Zeit stehen wir sozusagen erst mal im ☔️. Dank der Vertikalpersenning bleiben wir trocken und erfreuen uns an der Landschaft, die bestimmt bei Sonnenschein noch fantastischer wirkt. Heute begegnen wir einigen Seglern mit Ölzeug-Kapitänen.
Den größten Teil der Strecke können wir segeln, jedoch gegen Abend siegt mal wieder die alte Welle gegen das laue Lüftchen und bringt die Segel zum Einfallen. Um halb neun erreichen wir Ulvön und ergattern noch einen Platz im Hafen, der jedoch für die folgenden vier Tage für Regattateilnehmer reserviert ist.
Mi., 12.07.2017
Ein/zwei Boote haben abgelegt, wir beschließen hier zu bleiben und verlegen vier Plätze weiter nach rechts. Frühstücks-Cerealien einverleibt starten wir zum ersten Rundgang, schauen uns die alte Kapelle und Kirche an und erklimmen den Gipfel zum ehemaligen Lotsenhaus. Von hier hat man einen fantastischen Blick über den Fjord. Zurück an Bord gibt es einen leckeren Snack mit Kaviar.
Mittlerweile glauben wir schon fast nicht mehr daran, dass Schlauchboot, welches immer noch zusammengelegt an Deck verzurrt liegt, auf dieser Reise gebrauchen zu können. Trotzdem wechseln wir das Öl am Außenborder. Eine schwarze, zähe Flüssigkeit tropft langsam in die PET-Fasche. Den Ölwechsel wollten wir schon im letzten Jahr machen, aber man hat ja nie Zeit.
Gegen Abend füllt sich das Ufer von Ulvön mit den verschiedensten Regattateilnehmern.
Zum Abendessen kehren wir ins Gästgiftveri ein. Bis auf zwei ältere Ehepaare die gemeinsam am Tisch sitzen und Kaffee trinken (das Bild erinnert an Silvester, „Der neunzigste Geburtstag“), ist das Restaurant leer. Der kleine Speisesaal erinnert an ein Museum😊, aber das Essen schmeckt.
Do., 13.07.2017
Mit ner Tasse Kaffee in der Hand sitzen wir im Cockpit und schauen zu, wie gegen 10Uhr die Yachten zur Regatta auslaufen.
Wir bleiben einen weiteren Tag in Ulvön. Das Wetter ist sehr durchwachsen, stark bewölkt mit einzelnen Sonnenminuten durchsetzt, kühl und Regen am Abend angesagt. Halt ein ganz normaler Hochsommertag👎. Bei unserem zweiten Rundgang durch Ulvön besuchen wir die Produktionsstätte von dem besagten Surströmming, soured baltic hering. Eine Fabrik kann man es nicht nennen, denn es handelt sich nur um eine kleine Hütte, in der ein paar tausend Dosen hergestellt werden. Der Fisch wird Ende Mai/Anfang Juni gefangen und in Fässern eingelegt. Im August wird er dann in Dosen verpackt. Wir nutzen die Chance Surströmming zu probieren. Wider erwartend schmeckt er👌 und eine Dose wandert damit in unser Gepäck.
Die Dosen sind mit einem best-after-Datum versehen und wenn möglich bei 2 Grad zu lagern, um den Verwesungsprozess nicht zu fördern,. Ansonsten kann es sein, dass sich der Fisch in der Dose auflöst. Um die Dose zu öffnen ist sie 45 Grad schräg zu halten, so dass sich die Gasblase oben in der Dose befindet. Dort ist sie mit einem mechanischen Öffner anzustechen und langsam zu öffnen. In der Dose findet man ganze Fische, die vor dem Verzehr noch filetiert werden müssen. Serviert wird er auf einem Stück Knäckebrot mit Butter. Dieses wird dünn mit einem Fischstück belegt und mit soure creme oder türkischer Joghurt beträufelt. Oben drauf finden noch gehackten Zwiebel und Tomaten Platz, die leicht mit Dill bestreut werden. Bei der abgewandelten Variante kann man den Fisch mit Zwiebelmarmelade bestreichen. (zwei gehackte rote Zwiebeln glasig schmoren, zwei Löffel nicht zu süßen Honig dazugeben und einkochen lassen).
Anschließend besuchen wir das kleine Insel-Museum, welches erst vor zwei Jahren eröffnet wurde. Gegen Abend entsorgen wir unser Altöl vom Außenborder, gehen einkaufen und schauen zu, wie die Regattateilnehmer die Ziellinie überfahren. Als der Regen einsetzt verziehen wir uns unter Deck und lassen den Heizlüfter laufen☺️.
Fr., 14.07.2017
Beim Ausstehen laufen die Regattateilnehmer wieder aus. Das Wetter hat sich nicht viel geändert😏und wir bleiben weiterhin in Ulvön.
Wir machen uns daran den Dieselfilter zu reinigen, im Schiff etwas Bootspflege zu betreiben und die Wassertanks aufzufüllen. Gegen Nachmittag werden die Karten wieder neu gemischt und für die heutige Nacht liegen wir mitten zwischen den Regatta-Freaks. Es wird Zeit, dass wir den Hafen morgen verlassen! Der krönende Abschluss des Tages ist das Essen im Ulvöbyn Café & Bistro. Es ist absolut gemütlich und die geräucherten Rejker mit Aioli als Vorspeise, sowie das Lammfilet als Hauptgang sind ein Genuss😊.
Sa., 15.07.2017
Der Morgen beginnt turbulent. Unser Ziel ist es Ulvön den Rücken zu kehren und in die Bucht von Mjältön, 4sm südwestlich, zu verlegen. Ein ambitioniertes Ziel, denn es ist Wochenende und für heute traumhaftes Sommerwetter angesagt, d.h., die Bucht könnte zum Mittag noch voll oder schon voll sein. Als Ausweichmöglichkeit steht Trysunda auf dem Plan. Der Wind brist auf, noch liegen wir umzingelt von den Regattafreaks am Steg und bereiten uns für das Ablegen vor, ständig unterbrochen durch neue Motorboote, die neben uns schon wieder am Anlegen sind. Die Kuchenbude verschwindet in die vordere Koje und das Groß wird abgedeckt, für den Fall, dass wir nach Trysunda ausweichen müssen. Gegen 11Uhr können wir unseren Platz endlich verlassen. Irgend so ein Trottel hat doch die Strombox abgeschlossen, so dass wir uns erst noch an der Hotelrezeption den Schlüssel holen müssen, ehe wir den Stecker ziehen können. Witzig, witzig! Unser erster Stopp ist die Tankstelle. Seit Mittwochabend soll es dort wieder Diesel geben😊. Nachdem der Tank gefüllt ist motoren wir zu der Insel Mjältön. Für drei Seemeilen lohnt es nicht das Groß zu setzen. Wie erwartet ist es voll an den beiden Stegen und wir beschließen vor Anker abzuwarten bis vielleicht wieder ein Plätzchen frei wird. Im letzten Augenblick entdecken wir noch eine Lücke zwischen zwei Motorbooten. Was für ein Glück! Es ist bereits halb eins, strahlend blauer Himmel und die Sonne lacht. Zeit für das Frühstück, was in dieser Idylle doppelt so lecker schmeckt. Zum Nachmittag hin wollen wir den Gipfel der Insel besteigen, 236m, und dort einen Stein deponieren. Die Insel Mjältön soll die höchste Erhebung von allen Inseln in der Ostsee haben. Wir lassen uns von einem Dänen die Richtung zeigen, lesen nicht mehr auf der Infotafel, dass es zwei markierte Wege auf dieser Insel gibt, und erreichen somit unser Ziel nicht, sondern das andere Ufer😂, von dem es auch einen Weg zum Gipfel gegeben hätte. In der Hoffnung, dass es morgen auch noch ein paar Sonnenstunden gibt, kehren wir zur Maxima zurück. Gegen Abend wird es richtig lauschig, der Wind ist kaum spürbar, so dass wir zum ersten Mal in den drei Monaten die Heckdusche benutzen und ein Bad in der Ostsee nehmen😊👍. Das fühlt sich für wenige Stunden richtig nach Sommer an.
So., 16.07.2017
Wir haben mehr oder weniger die Halbzeit unserer Auszeit erreicht🙃. Die Zeit ist schneller vergangen als uns lieb ist. Aber gute drei Monate liegen noch vor uns! Die Ankerbucht von Mjältön ist einmalig, wie eine bauchige Flasche umgeben von hohen Bäumen. Es dringt nur ein laues Lüftchen in die Bucht und so gut wie kein Schwell, obwohl man vor der Zufahrt Schaumkronen sieht.
Bis zum Mittag scheint die Sonne, dann ziehen erste Wolken auf, d.h., wir machen uns nicht mehr zum höchsten Gipfel der Ostseeinsel auf. Vielleicht ergibt sich auf der Rückfahrt nochmal die Gelegenheit bei Sonnenschein die angeblich traumhafte Aussicht vom Gipfel auf die Höga Kusten zu erleben.
Die Zeit ist günstig, um der Maxima ein bisschen Politur zu gönnen. Gegen Nachmittag fängt es an zu regnen und wir verziehen uns gemütlich unter Deck. Das Radio und die Heizung laufen, während uns bei Tee mit Rum die Bücher fesseln😊.
Mo., 17.07.2017
Auf geht’s, die Sonne lacht und draußen warten westliche Winde mit 3-5Bft. auf uns. Gegen Mittag lichten wir den Heckanker. Allein damit sind wir schon fast ne viertel Stunde beschäftigt. Das Eisen hat sich komplett mit Schlick verkleidet. Und so sieht hinterher auch unser Heck aus😏.
Wir lassen uns über die Wellen tragen, ändern unterwegs, unser Ziel auf einen sehr kleinen Lotsenhafen bzw. eher eine Ankerbucht südlich der Insel Järnes. Gegen Nachmittag ziehen Schweizer mit dem Gruß ‚Hallo Deutschland‘ an uns vorbei🙃. Grund genug wieder aus zu reffen! Wir holen sie nicht mehr ein, denn wie schon die letzten Tage schläft der Wind gegen Abend soweit ein, dass wir zum Spielball der Wellen werden und freiwillig die Segel bergen. Bei Ankunft in der Ankerbucht sehen wir den Schweizer als drittes Boot in der Einfahrt vom Lotsenhafen liegen, damit ist dieser mit drei Booten voll. Wir gesellen uns zu dem Dänen, der an einer Mooringboje liegt und schmeißen den Anker. Kaum hat er gefasst fegen die ersten Böen mit Regen über die Bucht, während wir trocken im Cockpit sitzend Gin-Tonic genießen. Es laufen noch zwei weitere Segler zum Übernachten in die Bucht. Man kann bei 7 Segelschiffen nicht wirklich davon reden, dass sich hier oben viel Bootsvolk aufhält.
Di., 18.07.2017
Bei Sonnenschein und vorhergesagten 3-5Bft. lichten wir nach dem Frühstück gegen Mittag den Anker. Bis auf den Dänen haben sich bereits alle aus dem Staub gemacht. Unterwegs bewölkt es sich immer mehr von Norden her. Dafür werden die 25sm zeitweise zur Rauschefahrt. Im 1.Reff ziehen wir dahin, ohne alte Welle, und kommen diesmal bis kurz vor den Hafen von Bredvik unter Segeln ans Ziel. Die einzige Mooringboje vom Yachtclub Bredvik gehört für diese Nacht uns. Grauer Himmel, kurze Schauer mit ordentlichen Böen veranlassen uns gegen Abend in der Pantry zu lesen und eine lecke Suppe zu zaubern. Wir befinden uns mittlerweile im Seegebiet „norra kvaken“.
Mi., 19.07.2017
Der Tag beginnt trüb. Eine dicke Wolkendecke zieht langsam über uns hinweg. Da wir an einer Mooringboje liegen ist es im Cockpit auch ohne Sonne kuschelig und vor allen Dingen bei den sommerlichen Temperaturen von 15 Grad windstill. Wir werden den Tag nutzen um unser Proviant aufzustocken. Dafür verlegen wir mittags in den Nachbarhafen von Holmsund, wo sich laut Google-Maps ein Lebensmittelgeschäft und Geldautomat in angemessener Entfernung befinden soll. Unser Müllsortiment der letzten Tage verschwindet von Bord, die Wassertanks werden aufgefüllt, die Dusche genutzt und Wäsche gewaschen, so dass wir für die nächsten Tagen wieder vor Anker gehen können😊. Nach drei Stunden sind wir voll bepackt vom Einkauf zurück. Selbst ein frisch gepflückter Blumenstrauß hat es ins Cockpit geschafft. Es beginnt leicht zu regnen und die Abendsonne zaubert wie schon vorgestern einen Regenbogen in den Himmel.